Interview

Fettabscheider: vorgeschrieben, aber auch voller Chancen

Jürgen von Borzestowski
Jürgen von Borzestowski, Head of Engineering and Development bei Meiko Green (Foto: © MEIKO Maschinenbau GmbH & Co KG)
Um die Investition in Fettabscheider kommt man in der Gastronomie aufgrund der Norm DIN 4040-100 nicht herum. Umso wichtiger ist es, sich mit dem Thema vertraut zu machen, um auch die Vorteile zu nutzen. Welche das sind, weiß Jürgen von Borzestowski, Head of Engineering and Development bei Meiko Green.
Donnerstag, 04.08.2022, 15:46 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Herr von Borzestowski, Fettabscheider sind ein teures Muss im Gastgewerbe. Warum eigentlich?

Vielleicht erinnern Sie sich an die Berichte über riesige Fettberge in der Londoner Kanalisation. Einer davon brachte 130 Tonnen auf die Waage und war 200 Meter lang. Die Presse taufte ihn „Fat the Ripper“ und es dauerte Monate, ihn zu beseitigen. Das mag lustig klingen, ist aber ein ernstes Problem. Die Abwässer von Küchen enthalten Anteile von tierischem und pflanzlichem Fett, das sich in Leitungen und Kanälen ablagert und diese verstopft. Darüber hinaus werden aber auch biochemische Reaktionen in Gang gesetzt, aus denen biogene Schwefelsäure entsteht. Und die führt zu gravierenden Schäden in Abwasserkanälen durch Korrosion. Da wir hier von der öffentlichen Infrastruktur sprechen, muss der Gesetzgeber handeln. Deshalb verpflichtet die Kommunale Entwässerungssatzung gewerbliche Betriebe zur Nutzung von Fettabscheidern. Neben der Gastronomie gilt das auch für die Lebensmittelindustrie und die Gemeinschaftsverpflegung.

Die Bandbreite der Betriebe ist also enorm. Spiegelt sich das bei den Anlagen wider?

Hier ist die richtige Auslegung der Anlagengröße entscheidend. Von der Anzahl der abwasserrelevanten Einrichtungsgegenstände der jeweiligen Küche – Kochkessel, Kombidämpfer, Geschirrspülmaschine usw. – bis zur Abwassertemperatur gibt es zahlreiche Faktoren, die ins Gewicht fallen. Fettabscheider trennen das Abwasser von Feststoffen sowie von pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten aufgrund der unterschiedlichen Dichte. Diese werden anschließend im sogenannten Fettsammel-Bereich und im Schlammfang bis zur vorgeschriebenen Entleerung gelagert.

Die vorgeschriebene Entleerung des Fettabscheiders findet in der Regel alle zwei bis vier Wochen durch einen Dienstleister statt, der die Inhalte in eine Aufbereitungsanlage transportiert. Bei diesen sogenannten Vollentsorger-Fettabscheidern werden das abgeschiedene Fett und der Feststoff-Schlamm vor der Entleerung mit dem wesentlich größeren Abwasseranteil vermengt und am Zielort erneut davon separiert. Diese gängige Praxis deutet schon auf einen großen Kostenfaktor und ein Manko in puncto Nachhaltigkeit hin.

Sie sprechen von den Entsorgungskosten?

Exakt, denn um die Investition in Fettabscheider kommt niemand herum, doch mit der Auswahl entscheidet man über die Höhe jahrelanger Folgekosten. Mindestens eine monatliche Entleerung bedeutet mehr Fahrten und auch eine unnötige CO2-Belastung, vom notwendigen Frischwasser für die vorgeschriebene Wiederbefüllung des Abscheiders ganz zu schweigen. Weniger Entleerungen heißt auch weniger Geruchsbelästigung durch den Tankwagen beim Entleeren. Fettabscheidergerüche sind Appetitkiller – wer das einmal gerochen hat, weiß, wie unerträglich es für Gäste und Mitarbeiter ist. Ein Restaurantbesuch ist in dem Moment schlagartig vorüber.

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Ralf Kesselring
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Die slowenische Nationalmannschaft bezieht während der EM 2024 Quartier im Hotel „Das Vesper“

Es ist erst das zweite Mal, dass sich die Nationalmannschaft aus Slowenien für eine EM qualifizieren konnte. Während der Fußball-EM 2024 wird die Mannschaft ihr Quartier im Hotel „Das Vesper“ in Wuppertal aufschlagen. Wie die Fußballspieler dort wohnen werden, verrät Verkaufs- & Marketingdirektor Ralf Kesselring im Rahmen der exklusiven EM-Interviewreihe von HOGAPAGE.
Sandra Holzäpfel, Head of Convention Sales der H-Hotels Gruppe
Interview
Interview

H-Hotels: In vier Stunden zum perfekten MICE-Angebot

Die Gruppe hat sich für den Tagungsmarkt neu aufgestellt. Ein eigens Team erstellt innerhalb kürzester Zeit ein Angebot für interessierte Kunden. Auch die Nachfragen selbst haben sich verändert. In den Fokus rücken neue Aktivitäten. 
Auszubildender bei Victor's Residenz-Hotels
Für den Nachwuchs
Für den Nachwuchs

Wie die Victor’s Residenz-Hotels junge Talente fördern

Den Nachwuchs für die Hospitality fit machen! Das ist den Victor’s Residenz-Hotels ein wichtiges Anliegen. Wie die Gruppe dazu beiträgt, Nachwuchstalente zu fördern, und was das Ganze bringt, verraten Trainingsmanagerin Claudia Erb und Petra Becker, Direktorin Personal- und Qualitätsmanagement, im Interview mit HOGAPAGE.
Der Managing Director des Hotel Maximilian‘s Theodor Gandenheimer im Portrait. (Foto: © Maximilian's)
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

„Unser Ziel ist es, den serbischen EM-Fußballspielern eine maßgeschneiderte Betreuung zu bieten“

Ein Friseurbesuch um 3 Uhr morgens? Für das Hotel Maximilian’s kein Problem! Als Fünf-Sterne-Superior-Haus mit eigenem Concierge sind Sonderwünsche hier an der Tagesordnung. Wie das Hotel die serbische Nationalmannschaft betreuen will, verrät General Manager Theodor Gandenheimer im zweiten Teil der exklusiven HOGAPAGE-Interviewreihe zur Fußball-EM 2024.
Michael Artner
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

„Wir warten nur noch auf die Ankunft der spanischen Nationalmannschaft“

Nur noch wenige Wochen, bis die Fußball-EM hier in Deutschland beginnt. Verschiedenen Nationalmannschaften gilt es dann, eine komfortable Residenz zu bieten. HOGAPAGE hat bei den Hotels nachgefragt und startet jetzt mit einer exklusiven Interviewserie. Im ersten Teil verrät General Manager Michael Artner, warum der Öschberghof bereits sehr gut auf die Ankunft der spanischen Nationalmannschaft vorbereitet ist.
Hannes Braun, Leiter der Professional Business Unit Meiko Green (Foto: © Meiko)
Kleinbiogasanlagen
Kleinbiogasanlagen

Meiko Green Waste Solutions geht nächsten Schritt

Das Start-up wird zum Evergreen. Vor sechs Jahren ging der Lösungsanbieter für innovatives Speiserestemanagement an den Start. Jetzt stand im März der Eintritt in eine neue Ära an. 
Sebastian Oremek
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Wie können Hotels energieeffizienter betrieben werden?

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit sind nicht nur Schlagworte, sondern entscheidende Faktoren für die zukünftige Entwicklung der Hotelbranche – das findet Sebastian Oremek, Vice President Product bei E.ON One. Im Interview mit HOGAPAGE spricht er darüber, wie Hotels energieeffizienter betrieben werden können – auch ohne umfangreiche Investitionen.
Die Gründerin von Finefine, Alina Hasan-Zada im Interview mit Sides. (Foto: © Sides/ Finefine)
Interview
Interview

Frauen erobern die Spitze in der Gastronomie

Anlässlich des Weltfrauentags 2024 wird deutlich, dass das weibliche Geschlecht in führenden Positionen der Gastronomie weiterhin unterrepräsentiert sind. Zu diesem Thema hat Sides ein spannendes Interview mit Alina Hasan-Zada, Gründerin von Finefine geführt.